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Bei dem Thema Essen kann einem schon mal der Appetit vergehen. Die Rinder werden wahnsinnig und die Tomaten waren irgendwann auch mal kleiner. Doch wer möchte sich schon vor jedem Festmahl die eigene Suppe versalzen? Oft neigen wir deshalb zu wohltuender Ignoranz und lassen es uns trotzdem schmecken.
Die ausgestellten Produkt Prototypen verstehen sich als Sinnbilder und Merkhilfen.
→ Projektarbeit mit Michael Lechner, betreut von Nju Studio
GEIZHALS
Von zugedrehten Hähnen und der Angst, baden zu gehen
Nur langsam, Tropfen für Tropfen, füllt sich das Glas. Ungewohnt und ärgerlich, wo es doch Wasser im Überfluss gibt? Diese Flasche teilt nicht gerne. Die ursprüngliche Form der von Günter Kupetz entworfenen „Normbrunnenflasche“ von 1969 ist verfälscht! Statt dem Endverbraucher wie gewohnt das Wasser zu reichen, stellt uns der Geizhals auf eine harte Geduldsprobe. Damit wird die Frage nach der Selbstverständlichkeit von Wasser aufgeworfen. Ist Wasser noch Allgemeingut oder nur Handelsware und welcher Tropfen bringt das Fass zum versiegen?
BALLASTSTOFF
Wenn der Einkauf untragbar wird: Dieses Kleid zieht Sie runter!
Angenehme Durchschnittstemperaturen, Hintergrundmusik, Abbremszonen, Licht- und Wasserinstallationen, Preissortierungen und ausgeklügelte Wegesysteme verführen uns zum unbegrenzten Konsum von Produkten und Nahrungsmitteln. Das Einkaufskleid Ballaststoffe lässt seinen Träger das Ausmaß und Gewicht der Konsumgüter unmittelbar spüren. Gleich dem armen Atlas lastet nun eine unangenehme Schwere auf den Schultern des Käufers.
AUSGEWOGENE ERNÄHRUNG
Ein Schaukeltisch ist ein gerechter Tisch.
Platz nehmen und Essen fassen ist an diesem Tisch eine wackelige Angelegenheit. Nur gemeinsam und bei guter Absprache kann an ihm gegessen werden. Dabei wird die Konzentration
gefördert und die Nahrungsaufnahme zur bewussten Handlung. Sobald einer zu viel auf den Teller lädt oder zu schnell isst, gerät der Schaukeltisch aus dem Gleichgewicht und kippt. Durch die Schieflage kann man die aktuelle Nahrungsverteilung ablesen. Das Produkt macht uns von unserem Gegenüber abhängig und fördert die gegenseitige Achtsamkeit.
STIEL-ALIVE
Vom heiteren Tiere raten.
Durchschnittlich isst ein Deutscher 1094 Tiere im Leben; wohl die meisten davon ohne ihnen jemals persönlich begegnet zu sein. Mit der Porzellan Applikation „Schwein“ lassen sich die Ursprünge eines Nackensteaks spielerisch erkunden und das Set „Huhn“ erweckt die Putenbrust scheinbar zu neuem Leben. Stiehl Alive stellt somit eine direkte Verbindung zwischen dem Lebewesen und der verpackten Massenware her.
Process
Umgesetzte Sinnbilder.
Die einzelnen Prototypen dieser Reihe sind Symbole für unterschiedliche Themengebiete. Während der Projektarbeit konnten wir feststellen, dass die Umsetzung der Produktideen in die Realität ihre Dringlichkeit verstärkt. Größtenteils unsichtbare Probleme werden unabwendbar in diesen Gegenständen dargestellt. Sie existieren, genauso wie die Probleme.